New Work – was willst du wirklich, wirklich?

Wenn heute von „New Work“ die Rede ist, denken viele an Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, Open Offices und agile Methoden. Klingt modern, klingt vielversprechend – aber mit der ursprünglichen Idee von Frithjof Bergmann hat das nur wenig zu tun. Bergmann entwickelte das Konzept in den 1970er Jahren als radikale Antwort auf ein grundlegendes Problem: Klassische Lohnarbeit macht Menschen unglücklich und unfrei. Sein Ziel? Eine Arbeitswelt, in der Menschen das tun, was sie wirklich, wirklich wollen. Kein nettes Extra für Unternehmen, sondern ein Systemwandel.

Die drei Säulen von Bergmanns New Work

  1. Erwerbsarbeit reduzieren: Weniger Zeit für “klassische” Jobs, um Platz für andere Tätigkeiten zu schaffen.


  2. Selbstversorgung & Technologie nutzen: Durch moderne Technik unabhängiger werden.


  3. Arbeit, die man “wirklich, wirklich” will: Tätigkeiten, die Erfüllung bringen, 
statt reine Lohnarbeit.

Einfluss von Bergmanns "Neue Arbeit" auf agiles Arbeiten

Frithjof Bergmanns Konzept der "Neuen Arbeit" betont Selbstständigkeit, Freiheit und Gemeinschaftsbeteiligung. Diese Werte spiegeln sich auch im agilen Arbeiten wider, das Flexibilität, Eigenverantwortung und kollaborative Teamarbeit fördert. Beide Ansätze zielen darauf ab, starre Hierarchien aufzubrechen und den Mitarbeitenden mehr Autonomie zu geben, um ihre Arbeit effektiver und erfüllender zu gestalten.

Mögliche Ansätze für New Work im Jahr 2025

  • Individuelle Lern- und Entwicklungsbudgets:
    Statt starrer Karrierepfade jedem ermöglichen, sich in Bereichen weiterzubilden, die sie wirklich, wirklich interessieren.

  • Flexible Rollenmodelle:
    Menschen nicht auf feste Jobtitel festnageln, sondern ihnen erlauben, zwischen Aufgaben und Projekten zu wechseln.

  • Gemeinsam statt einsam arbeiten:
    Netzwerke von Freiberufler*innen, Genossenschaften oder solidarische Unternehmen gründen, um sich 
gegenseitig zu unterstützen.



  • Wissen & Ressourcen teilen:
    Statt alles alleine zu stemmen: Können wir Werkzeuge, 
Räume oder Fähigkeiten mit anderen teilen, um unabhängiger zu sein?

  • Technologie für Menschen nutzen:
    Automatisierung & digitale Tools so einsetzen, dass sie uns 
entlasten, statt uns noch mehr Arbeit aufzuhalsen.

Kritikpunkte: Warum "New Work" im eigentlich Sinn (noch) nicht umsetzbar ist

Fehlende Umsetzbarkeit im großen Maßstab

  • Kritiker bemängeln, dass Bergmanns Idee von „Arbeit, die man wirklich, wirklich will“ oft sehr idealistisch klingt.

  • In der Praxis scheitert es oft an wirtschaftlichen Realitäten – nicht jede*r kann einfach weniger Lohnarbeit machen und stattdessen einer sinnstiftenden Tätigkeit nachgehen.

  • Besonders für Menschen mit finanziellen Unsicherheiten oder prekären Jobs ist die Umsetzung schwer.

Vernachlässigung struktureller Probleme

  • Bergmann fokussiert sich stark auf individuelle Selbstverwirklichung. Kritiker*innen betonen, dass das alleine nicht reicht.

  • Ohne politische Maßnahmen (z. B. Arbeitszeitverkürzung, bedingungsloses Grundeinkommen) bleibt New Work oft nur für privilegierte Menschen zugänglich.

  • Unternehmen nutzen „New Work“ oft als leeres Buzzword, ohne tatsächliche Mitbestimmung oder faire Arbeitsbedingungen zu schaffen.

Technologische Lösungsgläubigkeit

  • Bergmann setzt stark auf Technologie als Befreiungsinstrument, etwa durch Automatisierung und Selbstversorgung.

  • Kritiker*innen warnen jedoch, dass Technologien oft nicht allen gleichermaßen zugutekommen und neue Abhängigkeiten schaffen können.

  • Die Frage, wem Technologie gehört und wer sie kontrolliert, bleibt in seinem Konzept oft unbeantwortet.

Fazit

Bergmanns Idee hat inspirierende Ansätze, aber ohne politische und gesellschaftliche Veränderungen bleibt sie oft eine Vision für eine Minderheit. Die Herausforderung besteht darin, seine Ideen so weiterzuentwickeln, dass sie nicht nur Einzelnen, sondern der breiten Gesellschaft zugutekommen.

Quellen:
t3nNeue NarrativeFAZ

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„Stell dir eine Krake vor, die unter Wasser mit acht Armen alles gleichzeitig regeln muss.“